Der Autor Amadou Hampaté Bâ aus Mali schrieb schon vor Jahrzehnten:
„Mit jedem Greis, der in Afrika stirbt, verbrennt eine ganze Bibliothek.“
Längst haben die Massenmedien die Dörfer Benins erreicht. Radios, TV-Programme und Video-Clubs verdrängen die einst so angesehenen Märchenerzähler von ihrer Mittelpunktfunktion. Die Kinder und Jugendlichen interessieren sich kaum noch für die Tradition des Märchenerzählens. Dieses Desinteresse ist Grund dafür, dass die alten Erzähler ihre Motivation verlieren. Aufgrund des meist hohen Alters der Erzähler droht ein wichtiges Kulturgut Benins für die Nachwelt verloren zu gehen.
Der Germanist und Literaturwissenschaftler Prof. Dr. Mensah Wekenon Tokponto aus Benin hat es sich zur Aufgabe gemacht, die traditionell mündlich überlieferten Märchen seiner Heimat zu bewahren. Er zeichnet Märchen des Fon- Volkes in den Dörfern auf, transkribiert die Geschichten in die Sprache der Fon und übersetzt sie dann in die deutsche Sprache.
2002 promovierte Mensah W. Tokponto in Bielefeld mit dem Thema: „Deutsch- beninische Märchenforschung am Beispiel von Märchen in der Fon- Sprache und jenen der Brüder Grimm“. Die Doktorarbeit wurde beim Verlag Peter Lang GmbH publiziert: Europäische Hochschulschriften, Band 1859, ISBN 3-631-50977-4
Mit der Formel „Mein Märchen springt hin und her“ beginnen die Märchen der Fon, eine der über 50
Volksgruppen in Benin und so heißt auch die am meist gesprochene Sprache des Landes.
Nach seiner Dissertation, der damaligen Rückkehr in seine Heimat und der Professur an der Universität Cotonou arbeitet Mensah W. Tokponto auch mit Studenten aus verschiedenen Ethnien zusammen, um möglichst viele verschiedene Märchen des Landes zu sammeln, sie wissenschaftlich auszuwerten und der Öffentlichkeit in einer Märchenbibliothek zur Verfügung zu stellen.
– Siehe auch die Presseartikel der „Schorndorfer Nachrichten“ vom 24.Juli 2009 und vom 3.März 2015
Vielen Dank an Michaela Rudnik, Sigrid Krügel und die Redaktion!